05.07.25: Ulmer AfD Gemeinderatsmitglied besucht neofaschistische Veranstaltung

Am 05.07.2025 fand in Schnellroda (Sachsen-Anhalt) das “Sommerfest” des extrem rechten Antaios Verlages statt. Dieser versucht durch seine Publikationen der extremen Rechten einen theoretischen Unterbau zu liefern. Durch eine Veröffentlichung von Recherche Nord ist die Teilnahme von circa 500 Personen aus dem extrem rechten Dunstkreis von der Identitären Bewegung bis zur AfD und dem ehemaligen Bundesvorstand der Heimat (früher NPD) Frank Franz belegt. Neben einschlägig bekannten Figuren wie Maximilian Krah oder Martin Sellner war auch Nicolas Brickenstein unter den Gästen, der für die AfD seit Sommer 2024 im Ulmer Stadtrat sitzt.

Die Veranstaltung fand auf dem Anwesen von Götz Kubitschek statt. Kubitschek ist Gründer des extrem rechten und inzwischen aufgelösten Institut für Staatspolitik (kurz: IfS). Bereits in den vergangenen Jahren hatten am selben Ort regelmäßig Veranstaltungen ähnlicher Natur, damals noch im Namen des IfS stattgefunden.

Nachdem das IfS im vergangenen Jahr vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft worden war, löste sich der eingetragene “Verein für Staatspolitik e.V.” zwar offiziell auf, existiert aber in anderer Form fort. “Die Aufgaben seien erledigt oder neu verteilt” äußerte sich Kubitschek im Rahmen einer Bekanntmachung zur Auflösung des IfS 2024. Konkret wurden zwei Unternehmergesellschaften gegründet: die Metapolitik Verlags UG, welche die Zeitschrift “Sezession” weitebetreibt und die Menschenpark Veranstaltungs UG, welche Veranstaltungen durchführt. Der Antaios Verlag hat seinen Sitz weiterhin im Rittergut Schnellroda von Götz Kubitschek.

Das “Sommerfest” des Antaios Verlages steht in der Tradition der Veranstaltungen des IfS, wie sie schon seit Jahren in Schnellroda stattfinden. Jedesmal handelt es sich um ein großes Schaulaufen der Who’s who der selbsternannten “Neuen Rechten”. Ein Großteil der Teilnehmenden sind und waren AktivistInnen der Identitären Bewegung und/oder einfache Mitglieder bis hin zu hohen Funktionären der AfD. Zweck dieses Zusammenkommens ist nicht nur die neofaschistische Theoriebildung, sondern auch das Schmieden neuer Bekanntschaften und Allianzen, und die Verfestigung alter Banden. So handelte es sich auch bei dieser Veranstaltung Anfang Juli weniger um ein einfaches Sommerfest als vielmehr um ein Netzwerktreffen der Extremen Rechten.

Mit einem Blick auf den politischen Werdegang Nicolas Brickensteins ist seine Teilnahme an dieser Veranstaltung keineswegs überraschend. Seit 2015 war Nicolas Brickenstein jahrelang als Aktivist in der neofaschistischen Identitären Bewegung tätig. Erst in jüngeren Jahren wandte er sich einem parteipolitischen Engagement in der AfD zu.
Zunächst war er im AfD Kreisverband Neu-Ulm und der Jungen Alternativen Schwaben um den jetzt AfD- Landtagsabgeordneten Franz Schmid aktiv. Schmid hat ebenfalls bereits 2022 an Veranstaltungen in Schnellroda teilgenommen und ist eindeutig im völkisch-nationalistischen Teil der AfD zu verordnen.

Brickensteins Vergangenheit in der Identiären Bewegung sowie seine frühere Nähe zu Franz Schmid, zeigen dass Brickenstein rechtsaußen in der ohnehin schon extrem rechten Partei zu verorten ist. Brickenstein organisierte zudem im Oktober letzten Jahres eine Lesung mit Martin Sellner im Underground in Neu-Ulm. Dessen Besitzer ist Dieter “Diddy” Hailing, Betreiber des Checkpoint Charlie Tattoo Studios und laut lokalen Antifaschist*innen wiederholt als eine Art „Sicherheitsdienst” bei Infoständen der AfD Ulm sichtbar..

Fazit: AfD Ulm verbiegt sich zwischen Selbstverharmlosung und offener völkisch-nationalistischer Denke

Die Tatsache, dass Nicolas Brickenstein an dieser Veranstaltung teilnimmt, ist insgesamt wenig verwunderlich aber unterstreicht sein extrem rechtes Weltbild. Die Teilnahme zeigt, dass Brickenstein weiterhin ideologisch gefestigt im neofaschistischen Millieu um die Identitäre Bewegung, Kubitscheks, Antaios Verlag und den völkisch-nationalistischen Teil der AfD ist.

Dies steht im eklatanten Widerspruch zum der Öffentlichkeitsarbeitsstrategie des Vorstandes des AfD Kreisverband Ulm/Alb-Donau-Kreis Daniel Rottmanns, der mit Brickenstein gemeinsam im Ulmer Gemeinderat sitzt. Rottmann versucht sich an einer Verharmlosung und damit Normalisierung der AfD. Erst vor kurzem gab Rottmann in der Südwestpresse ein Interview, in dem er sich als konservativen rechten, CDU- nahen AfD- Funktionär inszenierte. Auf die Frage nach seiner Verortung innerhalb der AfD im Feld zwischen rechtskonservativ bis zum Höcke- Flügel antwortete Rottmann:

“Ich mag kein Flügeldenke und bin froh, dass wir das in Baden Württemberg recht gut überwunden haben. Ich komme mit den meisten sehr gut zurecht, nur mit wenigen tue ich mich schwer. Ich sehe mich selbst im konservativ-bügerliochen Bereich. (…) Vielleicht hätte man mich in der CDU der 80er Jahre wiederfinden können…”

Daniel Rottmann in einem Interview mit der SWP vom 25.06.2025

Gleichzeitig arbeitet Rottmann mit Brickenstein zusammen – sie sitzen beide zusammen für die AfD im Ulmer Gemeinderat und traten im in den letzten Monaten mehrfach Seite an Seite bei Infoständen für den AfD KV Ulm/Alb-Donau auf. Das enttarnt Rottmanns Strategie als das was sie ist: ein Versuch der Normalisierung der AfD um weiter politische Macht zu gewinnen. Brickensteins Mitwirken an Infoständen scheint jedoch flexibel zu sein, vor kurzem trat er bei einem AfD Neu-Ulm Infostand, der sich gegen den CSD richtete auf, statt bei einem parallel stattfindenden Infostand der AfD Ulm.

Quellen:

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