03.11.2025 – Rechts-Esoterischer Barde in der Medienschmiede Ulm

Für Montag den 03.11.2025 ist in der Medienschmiede Ulm ein Konzert angekündigt. Auftreten sollen dort André Krengel und Eloas Mín Barden, alias Jens Eloas Lachenmayr. Lachenmayr ist seit Jahren in Querdenken und AfD Kreisen unterwegs und verbreitet zu diversen Themen Aussagen, die nahtlos an extrem rechte Weltbilder anknüpfen. Das wollen wir an drei Themen im Folgenden beispielhaft darstellen.

Jens Lachenmayr alias ‚Eloas min Barden‘ bei einer Veranstaltung auf den Ulmer Donauwiesen im Sommer 2025

Selbstdarstellung: Unpolitisch

Lachenmayr selbst sieht sich als unideologisch und über allem Politischem stehenden. Er sagt von sich selbst, er sei „weder links noch rechts“. Er würde für Jeden auftreten, da er verschiedene Gruppen anspricht und erreicht sieht er als sich als Brückenbauer und „positionsloser Universalist“.

Er sieht die Lösung für die Probleme und Konflikte der Welt in seiner Kunst – durch Musik Leute verbinden, die unterschiedlich sind, denn wer zusammen säße und Musik höre, der bekriege sich nicht. Was an einem Konzertabend wunderbar klingen mag, ist angewandt auf globale Weltpolitik Ausdruck einer politischen Haltung und Ideologie, die sich auch in Aussagen von Lachenmayr wiederfindet.

Denn Lachenmayr vertritt durchaus reale politisch-ideologisch Positionen und vermittelt diese bei seinen öffentlichen Auftritten. Das findet oft nur indirekt statt, ob das bewusst oder unbewusst ist von außen nicht sagbar und eine Frage der eigenen Einschätzung.

Wir wollen das konkret an drei Themen festmachen: Umgang mit Kritik & Aussagen zur deutschen Geschichte, Covid-19 Pandemie und dem russischem Angriffskrieg auf die Ukraine.


Umgang mit Kritk und Aussagen zur deutschen Geschichte

In den letzten Jahren gab es eine Vielzahl von kritischen Berichten über Lachenmayr. Er wurde u.a. für Auftritte bei der völkisch-esoterischen Anastasia Bewegung, für die Nutzung von Runen wie Triskelen und dem Hakenkreuz kritisiert. Desweiteren wird ihm eine inhaltliche Nähe zur Querdenken-Protestbewegung vorgeworfen. Weitere Kritik erntete er für die Nutzung einer umgedrehten Deutschlandfahne, ein oft im Reichsbürgertum benutzter Code.

Lachenmayr hat auf diese Kritik mehrmals öffentlich reagiert. Er spricht offen über seine Konzerte. Die Liste seiner Auftritte für ein breites Spektrum der extremen Rechten ist lang. Von Querdenken Kundgebungen, zwei Auftritten bei Anastasia Festivals, einem privaten Konzert zum runden Geburstag von Rainer Rothfuss (AfD) bis zu Freimaurern und Rüstungskonzern- Chefs sei da alles dabei. Im Interview von 2024 spricht er zudem über ein Konzert bei dem er „in Thüringen auf einem Schloss gespielt [hat] und da kam ein gewisser Björn Höcke, auch sowas kommt vor. Und dann hab ich mit ihm gesprochen und eine Wahrnehmung von ihm bekommen – und das würde ich sagen macht mich zu jemanden der mitreden kann“. Lachenmayr sieht bei all diesen Auftritten kein Problem. Er spielt für alle, die sich bei ihm melden.
Die Nutzung vom Hakenkreuz sieht Lachenmayr ebenfalls als unproblematisch an, da er sich ja nicht auf den Nationalsozialismus beziehe, sondern auf einen keltischen, vorchristlichen Kontext.

Die wiederholte öffentliche Kritik sieht er als sukzessive Verleumdung und politischen Angriff. 2023 veröffentlichte er eine „Brandrede an die Journalisten“, in der er darstellte, wie er sich als Barde durch die Kritik gebrandmarkt und ins falsche Licht gerrückt fühle. Er sei ja schließlich unpolitisch. Damit stellt er die Kritik als Angriff dar und Journalisten als Akteure, die nicht neutral seien.

Im selben Video trifft er bemerkenswerte Aussagen zur deutschen Geschichte:

„es hat nicht ausgereicht, das wir einen Geschichtsunterricht übergestülpt bekommen haben, der vor dem ersten Weltkrieg die Steinzeit vermutet“

und

„Es wird Zeit, dass wir uns wirklich mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen. Das bedeutet das anschauen, verstehen und heilen der alten Wunden, die unseren Großeltern und Urgroßeltern wiederfahren sind. Durch zwei große Kriege, die uns von großen Verfechtern ideologischer Interessen übergestülpt worden.“

Lachenmayr in einem Video Statement vom 01.09.2023

Björn Höcke stimmte diesem Video zu und teilte es mit der Aussage:

„Kunst muß jenseits der Ideologie stehen und Journalismus neutral bleiben – so ist es!“


Covid-19 Pandemie

Die globale Covid-19 Pandemie stellt Lachenmayr folgendermaßen da:

„Seit der Pandemie der Angst, oder seit uns die Göttin Corona wachgeküsst hat, stell ich fest das es politisch offenbar nicht erwünscht ist zwischen Menschen verschiedener Auffassungen Brücken zu schlagen“

Lachenmayr in einem Interview von 2023

In einem seiner meist gehörtesten Songs von 2021 „Wenn die Maske fällt“ wird es u.a. folgendermaßen dargestellt:
„Wenn sich endlich nun das Licht durch die Lügenmaske bricht“
„Und nun feiern wie ein Freudenfest und das Ende der Lügen-Pest. Denn die Wahrheit ist die, die uns befreit, wenn die Maske fällt beginnt die neue Zeit“
Das Musikvideo dazu ist untermalt mit Aufnahmen von Querdenken Demos, vor allem der Großdemonstrationen am 08.08.2020 in Berlin.

Lachenmayr äußert immer wieder eine kritische Haltung zur Pandemie. Dabei spricht er von eine Phase der Angst, Spaltung und Instrumentalisierung und von Maßnahmenkritik. Die reale globale Pandemie mit circa 770 Millionen gemeldeten Erkrankungen und Millionen Toten findet in seinen Liedern und Interviews keinen Platz.

Unsere Einschätzung: Lachenmayr stellt die globale Covid-19 Pandemie einseitig als Zeit der Spaltung und Lüge da – an keiner Stelle ließ sich eine Aussage zu den realen 700 Millionen erkrankten und mehreren Millionen verstorbenen finden. Es liegt nahe, dass Lachenmayr in seinem Song mit der Andeutungen spielt, dass die Pandemie nur eine Erfindung sei. Dabei handelt es sich um eine verbreitete Verschwörungstheorie in den Kreisen, in denen er auftritt und sich offensichtlich bewegt.


Russischer Angriffskrieg und die Ukraine

Lachenmayr propagiert sein Prinzip vom menschlichen Aufeinandertreffen und Empathie als Lösung für alles auch für die Konflikte unserer Zeit. Aus der Haltung „der Dialog ist der Beginn einer Friedensmission“ (Zitat von 2024) wird schnell eine Aufforderung mit Russland und Putin einen Draht zu halten und zu reden, den nur so sei Frieden möglich.

Seine Haltung, die zumindest offen für russische Narrative ist, wird an anderer Stelle im gleichen Interview deutlicher:

„… als ich die Friedensmenschenkette 2014 das erste mal iniziiert habe. Als da die Ukraine-Krise losging, als der Krieg losging in der Ost-Ukraine, so muss man das sagen. Gegen die eigene Bevölkerung.“

Lachenmayr in einem Interview von 2024

Passend dazu trat Jens Lachenmayr als Eloas Mín Barden mehrfach auf der von Rainer Rothfuß organisierten sogenannten Friedenstour 2024 auf. Rothfuß ist für die AfD Mitglied des Bundestages. Seine Friedenstour führte über Budapest nach Belgrad.

Dort wurde die Reisegruppe vom Präsident Serbiens Aleksandar Vučić zum Abendessen eingeladen. Lachemayr spielte auf diesem Abendessen.

Unsere Einschätzung: Bei Lachenmayrs Aussage findet eine Verdrehung von Tatsachen statt, die völkerrechtswidrige Annexion der Krim wird als Krieg der Ukraine gegen die eigene Bevölkerung umgekehrt. Dies ist eine einseitige Wertung, die faktisch durchaus streitbar ist. Die Teilnahme und Unterstützung einer AfD-Fahrt, die sich eindeutig pro russisch äußerte ist vieles, aber zweifelsfrei nicht unpolitisch oder ideologisch.


Einschätzung

Lachenmayr vertritt Positionen, wie sie für Personen, die sichin esoterischen Kreisen bewegen typisch sind :

  1. nur das was ich selber erlebe und erfahre kann ich beurteilen
  2. ich bin in erster Linie Mensch und nicht ideologisch oder politisch
  3. ich bin gegen Spaltungsversuche, ich will Spaltung überweindne und von Herz zu Herz uns bestärken statt sich von einander zu distanzieren
  4. Emphatie und Freiheit als oberste Werte

Nimmt man die erste dieser Positionen ernst, ist jedes wissenschaftliche Verständnis, jeder kritische Diskurs und letzten Endes auch kritisches Denken nicht mehr möglich. Die eigene Wahrnehmung wird zum absoluten Maß erhoben. Das führt angewandt auf die Realität einer komplexen Welt mit verschiedenen Machtpolen und mit Problemlagen, die nicht nur aus schwarz-weiß sondern sehr viel Grau bestehen, zu bemerkenswert widersprüchlichen Ergebnissen.

So werden Esoteriker*innen, die angeblich jedes Menschenleben wichtig finden, blind für einen vökerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands und denken bei der Pandemie nur an Maskengebot und Auftrittsverbot statt an Intensivstationen und globale Krise. Von der Empathie bleibt scheinbar nicht viel übrig für die Millionen Toten durch Covid-19 oder die unbekannte Anzahl an Toten durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die (Meinungs-)Freiheit geht offensichtlich nur soweit, wie es für einen selbst genehm ist. Jede Kritik an Lachenmayr wird von ihm konsequent abgewertet. Sie gilt als nicht neutral und wird von ihm nicht als „echter“ Journalismus anerkannt. Kritische Artikel seien laut Lachenmayr nur von irgendwelchen „Antifa-Journalisten“ – Er kündigt auch explizit rechtliche Schritte an, wenn diese weiter kritisch über ihn berichten:

„Es wird jedoch eine Zeit kommen, in dem ich mit Hilfe der judikative Individuen zur Vearantwortung ziehen muss wenn diese Verleumdungen von einzelnen nicht aufhört, die dem Gewerbe des Schreibens angehören.“

Lachenmayr in einem Video Statement vom 01.09.2023

Den zweiten Weltkrieg primär als Traumatisierung von unseren (deutschen) Groß- und Urgroßeltern darzustellen, der angeblich „von großen Verfechtern ideologischer Interessen übergestülpt worden“ sei, ist eine Position, die wir für historisch sehr fragwürdig bis geschichtsrevisionistisch halten.

Lachenmayr mag in seinem Verständnis unpoltisch sein und keine Ideologie haben – in dem was er singt und was er sagt wird aber überdeutlich: er bezieht eindeutig Positionen zu Themen unserer Zeit. Und die Äußerungen, die wir hier darstellen sind alle anknüpfbar an unterschiedliche extrem rechte Weltbilder. Vor allem weil sie nicht konkret, sondern oft offen und andeuterischformuliert sind. Seine Zitate können schnell so verstanden werden: Das deutsche Volk ist nicht Schuld am zweiten Weltkrieg / Journalisten sind nicht neutral, sie sind Antifa / es gibt eine (linksgrüne) Ideologie die alles dominiert und unterdrückt / die Ukraine hat den Krieg 2014 begonnen / die Pandemie war eine Lüge / und und und.

Das Lachenmayr sich bei einem Auftritt mit Björn Höcke unterhält, zeigt das alles heruntergebrochen anschaulich. Lachenmayr nimmt Höcke höchstwahrscheinlich nicht als extrem rechten neofaschistischen Berufspolitiker, der Stück für Stück versucht seine Macht und Einfluss zu erweitern, wahr sondern als normalen Menschen. Dass in der Realität Höcke sowohl ein normaler Mensch sein kann und dennoch menschenverachtende Politik vorantreiben will – das ist in der Weltanschauung von Lachenmayr anscheinend undenkbar.

Quellen

  • Interview von Jens Lachenmayr in der „Stattzeitung“ vom 31.03.2024
  • Video Statement von Jens Lachenmayr „Weder links noch Rechts: Eloas Mín Barden zu den Verleumdungen von Linksextremen InternetPlattformen vom 10.06.2024
  • Musikvideo „Wenn die Maske fällt“ von Eloas Mín Barden vom 08.12.2020
  • Video Statement von Jens Lachenmayr: „Brandrede an die Journalisten – Eloas Min Barden – Auferstehung zu Ostern 2025 vom 20.04.2025 (Reupload eines Videos vom 01.09.2023)
  • Telegram Account von Björn Höcke
  • Angaben zu Covid-19 Zahlen von der WHO: https://data.who.int/dashboards/covid19/cases

Kritische Berichte mit Erwähnung von Eloas Mín Barden / Jens Lachenmayr:

Unvollständige Liste an Auftritten von Lachenmayr bei politischen Versammlungen mit Bezug zu extrem rechten Orten/Personen:

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